Anlässlich der „Journée des Présidents” stellte die Luxembourg Confederation Professor Arturo Bris, Finanzprofessor am IMD Lausanne und Direktor des World Competitiveness Center, drei Fragen zur Wettbewerbsfähigkeit des Großherzogtums.
1. Luxemburg hat sich in den letzten Jahren als Finanzzentrum und Drehscheibe für Startups hervorgetan. Was sind Ihrer Meinung nach die Hauptfaktoren, die Luxemburg zu einem wettbewerbsfähigen Akteur auf der globalen Bühne machen, und vor welchen Herausforderungen steht das Land noch, um seine Position zu behaupten oder zu verbessern?
Professor Bris: Finanzzentren teilen einige Anziehungsfaktoren wie politische Stabilität, Steuerfreundlichkeit und Rechtsstaatlichkeit. Für uns am World Competitiveness Center kann Politikstabilität (die Vorhersehbarkeit staatlicher Politik) neben politischer Instabilität (Regierungswechsel aufgrund von Wahlen) existieren. In den letzten Jahren jedoch leiden viele Demokratien aufgrund von Konflikten, Populismus und sozialen Netzwerken unter Instabilität sowohl in der Politik als auch in der Politik. Andere Länder ohne demokratische Systeme, wie Singapur und die VAE, übernehmen die Rolle von Finanzzentren. Für Luxemburg ist dies eine Herausforderung, da es seine dominante Position als Finanzplatz in Europa beibehalten muss, was sowohl steuerliche als auch politische Unsicherheit hinzufügt.
2. Aufgrund seiner geringen Größe bietet Luxemburg hinsichtlich der Wettbewerbsfähigkeit sowohl Vor- als auch Nachteile. Ihrer Meinung nach, welche sind die wichtigsten Stärken dieses kleinen Staates, und wie kann er seine inhärenten Herausforderungen überwinden, um mit größeren Volkswirtschaften zu konkurrieren?
Professor Bris: Der Vorteil kleinerer Staaten, insbesondere solcher, die Zugang zu großen Märkten haben, wie zum Beispiel Luxemburg, besteht darin, dass sie leicht gesellschaftlichen Konsenz erreichen können und daher über effiziente und produktive Wirtschaftssysteme verfügen. Zudem sehen wir in kleinen Staaten eine stärkere Zusammenarbeit und eine engere Verbindung zwischen öffentlichem und privatem Sektor, was zu Verbesserungen der Wettbewerbsfähigkeit auf sehr kurze Sicht führt.
Auf der anderen Seite sind kleine Staaten auch kleine Märkte, daher benötigen sie Zugang zu einem größeren Wirtschaftsraum. In diesem Sinne ist die EU für Luxemburg (wie auch für die Schweiz) entscheidend, um seine Wettbewerbsposition zu halten. Wenn Sie sich die wettbewerbsfähigsten Volkswirtschaften in unserem Ranking ansehen (Dänemark, Singapur, Niederlande), sind diese zwar klein, haben aber auch Zugang zu nahegelegenen, großen Märkten.
3. Angesichts aktueller weltweiter Trends, insbesondere in den Bereichen Innovation, Digitalisierung und Nachhaltigkeit, wie sehen Sie die Zukunft der Wettbewerbsfähigkeit Luxemburgs im mittel- und langfristigen Bereich? Welche Strategien sollte das Land verfolgen, um an vorderster Front im globalen Wettbewerb zu bleiben?
Professor Bris: Wir in Europa sind im Vergleich zu anderen Volkswirtschaften wie China, den USA, Südkorea, Singapur und Indonesien eher langsam. Wir müssen unsere politische Koordinationsprozesse beschleunigen, in Schlüsseltechnologien investieren und die Integration von Technologien durch Unternehmen, insbesondere kleine und mittlere Unternehmen, beschleunigen.
In Bezug auf Nachhaltigkeit ist Europa (und folglich Luxemburg) ein Weltmeister, und Nachhaltigkeit wird Europa die Lizenz zum Betreiben verschaffen, die unsere multinationalen Unternehmen benötigen, um besser in globalen Märkten zu konkurrieren.